Diese Aussicht war magisch. Mitten aus dem satten Grün des Naturschutzgebietes ragten einige Felsen heraus, majestätisch umhüllt von einem reich gefüllten Blumenmeer. Büsche, an denen sich Insekten und Vögel labten. So
weit das Auge reichte, nur dieser Anblick. Wenige Autominuten danach ein kleines unauffälliges Schild am Wegesrand, rechts abgebogen und einen Augenblick später erschien er, dieser sagenhafte Ausblick auf die Bucht, hellweißer Sand, türkisfarbenes Wasser, spielende Delfine in der Brandung und dazu diese unbeschreibliche Ruhe. Atemberaubend! Doch Moment! Atemberaubend?!
Nicht besser ein Moment um tief durchzuatmen?
Unsere Atmung gehört zu den phänomenalen Dingen, die unser Körper völlig unterbewusst von alleine erledigt. Dennoch nutzt ein Großteil nur etwa zwanzig bis dreißig Prozent des eigentlich möglichen Atemvolumens. Wie
sehr wir unsere Atmung brauchen merken wir meist dann erst, wenn wir japsend ein paar Stockwerke die Treppe hochgestiefelt sind oder mit verschnupfter Nase versuchen Luft zu bekommen. Dabei ist sie unser fundamentalstes Lebenselixier. Sauerstoff wird dem Blut hinzugefügt und Kohlendioxid abtransportiert. Somit
dient sie nicht nur der einfachsten Art und Weise der Energiegewinnung, sie trägt auch zu einem großen Teil der Entgiftung unseres Körpers bei. Was hält uns also davon ab unsere Atmung nicht großzügiger zu nutzen?
Erfahrungen, Denkmuster, Glaubenssätze verändern über die Zeit unsere Atemmuster. So atmen gestresste Menschen häufig nur hektisch irgendwo zwischen Mundraum und den oberen Lungenflügeln. Insbesondere viele
Frauen ziehen ständig ihren Bauch ein, um schlanker zu wirken und irgendeinem Schönheitsideal zu entsprechen, fördern damit dauerhafte Anspannung im Körper und verhindern eine tiefe, entspannte Bauchatmung. Doch ebenso wie diese Dinge unsere Art zu atmen verändert oder gar eingeschränkt haben, lassen sich durch eine gezielte Erweiterung der Atmung positive Effekte erzielen. Was würde zum Beispiel passieren, wenn Sie im nächsten „atemberaubenden“ Moment bewusst besonders tief weiter atmen? Nicht nur in atemberaubend
schönen Momenten, sondern eben auch beim verpassten Flug, verspäteter Bahn, unsäglichen Auseinandersetzungen mit Kollegen, im Stau oder wenn der Kunde vor Ihnen beim Bäcker sich wirklich nicht entscheiden kann, welche Brötchen es heute Morgen wohl sein sollen.
Atmung ist mehr als nur ein unterbewusster, phänomenaler Mechanismus.