Work Life Balance & Work Life Integration


Feiertage und freie Tage, eine gute Gelegenheit Geschwindigkeit herauszunehmen, mit meiner Familie und Freunden zu sein und mal alle Fünfe gerade sein zu lassen. Die Fachliteratur verschwand im Regal, eingetauscht gegen Romane und Kunstbücher. Im Hintergrund ab und an die leise Stimme (ich glaube sie wohnt im Sofakissen), die fragte ob ich nicht doch ein wenig arbeiten wolle. Und mit ihr stellte ich mir die Frage „Wo und wann fängt die Work Life Balance eigentlich an?“

Was ist eine Work Life Balance oder auch Work Life Integration?

In der freien Zeit eine bessere Balance zwischen Berufs- und Privatleben herzustellen gestaltet sich natürlich einfacher als im geschäftigen Alltag. Auch wenn es sowohl in einer Selbstständigkeit, als auch bei vielen Angestellten an Ideen und Vorhaben nicht mangelt. Doch wie ist es möglich eine Karriere zu gestalten, sich beruflich weiterzuentwickeln und dabei mit dem Privatleben nicht auf der Strecke zu bleiben? Nicht vollkommen abgehetzt sein Leben zu bestreiten, sondern eine gesunde Ausgeglichenheit zwischen beruflichen und privaten Belangen zu finden.

 

Es gibt neuere Stimmen, die mit der Begrifflichkeit der Work Life Balance an sich hadern, sei es doch ein Ding der Unmöglichkeit diese jemals wirklich zu erreichen, eine absolute Ausgeglichenheit in Beruflichem und Privatem. Inzwischen wird daher auch der Begriff der Work Life Integration verwendet. Eine „Integration beschreibt einen dynamischen, lange andauernden und sehr differenzierten Prozess des Zusammenfügens und Zusammenwachsens.“

 

Eine ausgeglichene Work Life Balance oder auch Integration wird meines Erachtens kein Zustand sein, der einmal erreicht statisch für alle Zeit derselbe bleiben wird. Denn unser Leben ist nicht statisch, wir entwickeln uns weiter, nehmen uns neuen Herausforderungen an, finden uns in neuen Begebenheiten zurecht. Würde ein Seismograph das Ungleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben darstellen, würden seismische Wellen mit extremen Ausschlägen besonders in eine Richtung auf dem Papier zu erkennen sein. In einer stärkeren Ausgewogenheit jedoch zwischen beiden Polen würden sich die Wellen sanfter abzeichnen, gleichmäßig und mit geringen Ausschlägen. So wie sich das Leben in allen Belangen in Bewegung befindet, geht es meines Erachtens viel mehr darum ein Gespür dafür zu entwickeln, wann an welcher Stelle etwas angepasst oder verändert werden sollte, um diesen Ausschlag der Wellen im übertragenen Sinne möglichst sanft zu halten.

 

Woran ist erkenntlich, dass die Work Life Balance nicht ausgewogen ist?

In einer kürzlich von mir durchgeführten Umfrage gaben über 35 Prozent der Teilnehmer an, sie wünschten sich mehr Zeit für sich. Überstunden, ständige Erreichbarkeit und lange Arbeitswege wirken sich bei den mehr als 30 befragten Personen so aus, dass ein gesunder Ausgleich zur Karriere im Privatleben unter der Woche kaum stattfindet. Der Stresspegel ist bei vielen äquivalent hoch zu den täglichen Anforderungen. Gespräche mit Klienten und im Freundeskreis zum Thema Work Life Balance zeigen immer wieder auf, wie viele mit dem Gefühl unterwegs sind ständig von Pontius zu Pilatus zu rennen, dem Versuch irrsinnig lange Listen abzuarbeiten, alle anstehenden Aufgaben in Perfektion zu bewältigen und damit eigentlich nur noch kurzatmig hechelnd durch das Leben zu laufen.

 

Zu mehr Ausgewogenheit finden

Als größte Herausforderungen wurden in diesem Zusammenhang auch genannt klare Grenzen setzen zu können, damit verbunden auch „nein“ sagen zu können, sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext und der Handhabung von Erwartungshaltungen. Insbesondere im Bezug der Erwartungshaltungen zeigt sich im Laufe von Gesprächen immer wieder, wie sehr hier die eigenen Erwartungen überwiegen, beziehungsweise die gedachten Annahmen dessen, was jemand glaubt es würde von ihm oder ihr erwartet.

 

Ein gesünderer Umgang mit diesen Thematiken lässt sich erlernen und es lassen sich im Coaching individuelle Wege und Mittel finden, um hier besser für sich einstehen zu können. Ein stärkeres Selbstwertgefühl und die Möglichkeit freundlich und bestimmt klare Grenzen setzen zu können, sind ein Beginn dafür, eine bessere Ausgewogenheit in das eigene Leben zu bringen und damit am Ende das Tages auch mehr Zeit für sich zu finden.

 

Es wird Bereiche geben, die persönlich nur bedingt oder gar nicht beeinflussbar sind, beispielsweise die Höhe des Arbeitspensums. Nicht immer stoßen Vorschläge in diesen Bereichen auf offene Ohren, so dass sich an manchen Faktoren unter Umständen schwer oder auch gar nichts verändern lässt. Was sich jedoch bei jedem Menschen verändern lässt, ist die Haltung gegenüber solchen Situationen und auch zu sich selbst. Selbstführsorgend klar Grenzen zu setzen und für sich einzustehen, bevor ein Ungleichgewicht sich negativ auf die eigene Gesundheit ausschlägt, sei es nun körperlich oder mental, ist für jeden möglich.